Feuersalamander aus "Alte Mühle" Ellmendingen gerettet
Nach langem Hin und Her wurde letztlich im Juli 2019 der Abbruch der "Alten Mühle", Pforzheimer
Straße 2-4, Ellmendingen genehmigt. Anwohner hatten die Untere Naturschutzbehörde (UNB) über mögliche Vorkommen von
Fledermäusen, Haussperlingen und Feuersalamander informiert. So schrieb die UNB dem Bauherrn gemäß §44
Bundes-Naturschutz-Gesetz (Tötungsverbot) eine ökologische Baubegleitung vor. Diplom Geoökologe Oliver Harms,
der damit beauftragt wurde, zog seinerseits Natur in Keltern e.V. (NiK) als Experten und Kenner der Lage vor Ort
hinzu. Mit der UNB wurde die Vorgehensweise festgelegt und eine notwendige Fanggenehmigung erteilt.
Feuersalamander waren in diesem Gebiet seit 2014 auch offiziell dokumentiert und es wurde gleich bei der
ersten Begehung des Hauses im alten Mühlkanal ein trächtiges Weibchen entdeckt. Hier in Keltern lebt der
"Gebänderte Feuersalamander" (Salamandra sal. terrestris), einst einer der häufigsten Amphibien in
Baden-Württemberg. Der von Menschen gemachte Klimawandel und die Zerstörung seiner Lebensräume (Ausbaggern
u.a. von Gräben zur falschen Zeit) haben ihn an den Rand des Aussterbens gebracht. Es bestehen nur noch
kleine Inselpopulationen in den Ortsteilen ohne Laichgewässer. Nahezu alle ursprünglichen Laichgewässer
(z.B. der Rannbach) sind inzwischen ausgetrocknet bzw. ungeeignet (z.B. der Arnbach, innerorts), sodass
unter diesen Umständen keine Fortpflanzung und damit kein Genaustausch mehr stattfinden können. Da die
Tiere ein Lebensalter von über 20 Jahren erreichen, kann man sie zwar hier und da noch sehen, fortpflanzen
können sie sich dennoch nicht mehr. Auf Grund der fehlenden Laichgewässer kam nur eine Umsiedelung in Frage.
Mitglieder von NiK, allen voran Hermann Seufer als Experte, haben dann in mehr als 20 feuchten Nächten auf
dem Gelände gesucht und bis Anfang des Jahres insgesamt 35 Tiere gefunden. Jetzt, während des Abbruchs, wurden
nochmals 5 Tiere eingesammelt und so gerettet. 40 Tiere sind ein stolzes, unerwartetes Ergebnis. Das Einsammeln
erfolgte wegen einer möglichen Kontamination bzw. Übertragung des Salamanderpilzes mit speziellen Handschuhen.
Leider mussten die Tiere im Ellmendinger Wald in der Nähe von 2 Tümpeln ausgesetzt werden, da geeignete,
sauerstoffreiche Fließgewässer bei uns nicht mehr existieren. Notgedrungen nehmen die Tiere inzwischen auch
Tümpel als Laichgewässer an.
Diese Aktion zeigt die Notwendigkeit von ökologischen Begleitmaßnahmen bei Alt- wie auch Neubauvorhaben.
Niemand hätte erwartet, dass eine solche Aktion, die letztlich mit überschaubarem Aufwand durchgeführt werden
konnte, so großen Erfolg haben kann. Unsere Natur braucht solche Aktionen. Wir Menschen haben die Natur genutzt
und tun das immer noch. Deshalb muss jetzt die Maxime sein, weitere Schäden an der Natur zu vermeiden bzw.
sie so gering wie möglich zu halten durch geeignete, fach- und sachgerechte Kompensierungsmaßnahmen.
Welche Chance hätten die Tiere gehabt, wenn es nicht zu dieser Begleitung gekommen wäre? Wie viele dieser
Fälle gibt es, wo nichts unternommen wird?
Fotos A.Schultner und H.Seufer